Sparkling Science
„Es wird einmal …“ – Wertstoffgeschichten erzählen für Zukünfte im Anthropozän
Die sieben Zwerge bauen Kohle ab, Rumpelstilzchen spinnt Stroh zu Gold, die Königstochter aber weiß, dass Salz letztlich wertvoller als Gold und Edelsteine ist. Doch die Verbrennung von Kohle setzt CO2 frei, was den Treibhauseffekt und die Erderwärmung verstärkt. Um Nutztiere mit Soja statt Stroh zu füttern, wird der Regenwald abgeholzt. Gold wird heute an der Börse als krisensichere Wertanlage gehandelt, Salz dagegen nicht mehr als wertvoller Stoff erachtet.
Märchen in ihren materialen Kontexten stellen einen Ausgangspunkt dar, um mit Schüler*innen der Primarstufe Stoffkreisläufe und Nutzungszusammenhänge zu erforschen und dabei das Potenzial von Storytelling für Zukünftebildung zu nutzen. Der Boden ist ein Schatz, der nicht nur (als Ressource) zu heben, sondern nachhaltig (als Wertstoff) zu pflegen ist. Kunststoffprodukte vermehren nicht den Plastikmüll, sondern werden als Wertstoffe wiederverwendet. Welche neuen Erzählungen erzeugt ein Denken in Kreisläufen, das die Biosphäre als Modell für die Technosphäre sieht? Welche Bilder helfen dabei, aus dieser neuen Sichtweise der Kreislaufgesellschaft die Lebens(kreis)läufe von regionalen Rohstoffen als nachhaltige Wertstoffgeschichten zu erzählen? Wie bewähren sie sich als neue Form der Wissenschaftskommunikation?
Im kokreativen Prozess der Zukunftswerkstatt erforschen Volksschüler*innen aus Niederösterreich als Citizen Scientists die materialen Ressourcen in Märchen aus aller Welt und gestalten multimodale Stoffgeschichten. Dabei entstehen Zukunftserzählungen, deren Auswertung Aufschlüsse über Futures Literacy ermöglicht: Zukunftsgestaltungsfähigkeit als eine Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts. Die UNESCO will mit diesem Bildungsprogramm alle Menschen dazu befähigen, Strategien zur Bewältigung einer unsicheren Zukunft im Zeichen des Klimawandels zu entwickeln. Das Anthropozän-Konzept unterstützt diese Blickrichtung: In der Verschränkung von Natur und Kultur versteht es den Menschen nicht nur als geologischen Faktor, sondern vor allem als Teilnehmer an interdependenten Netzwerken.
Natürliche und technische Stoffkreisläufe werden aus Sicht der Lebenswirklichkeit von Kindern erforscht. Im Fokus stehen dabei der Perspektivenwechsel hin zur Kreislaufgesellschaft und die Integrierung in Lehr-Lernprozesse. Das Potenzial von Circular Narratives für Wissenschaftskommunikation wird am Beispiel der Wertstoffgeschichten erforscht. Es werden Möglichkeitsräume für Zukünftebildung in partizipativen Prozessen im Kontext Schule erkundet. Die Zukunftserzählungen der Kinder ermöglichen Rückschlüsse auf die Definitionskriterien der Futures Literacy, wie Vorstellungsbildung, Antizipation, Kreativität, Werthaltung, Umgang mit Komplexitäten, Innovationsfreude. Ihre Wertstoffgeschichten erzählen mögliche Zukünfte im Anthropozän.
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